aufnehmen!!
Jahreschronik 1995: Unser Kunden-Presseportal geht online!
Die deutsche Konjunktur schwächelt mal wieder, die Pflegeversicherung wird eingeführt und das erste Bündnis für Arbeit soll den deutschen Arbeitsmarkt stärken. In der IT-Industrie sinken die Preise für Hardware und Speicher; das World Wide Web, die CD-ROM, neue Prozessoren, verbesserte Grafik-Hardware und Windows 95 kurbeln den Markt weiter an. Im Zuge der Deregulierung wird die Deutsche Telekom AG (wie auch die Deutsche Post AG) gegründet und der Telekommunikationsmarkt kommt in Bewegung.
Wir ändern zum Jahresbeginn zunächst mal Namen und Erscheinungsbild unserer PR-Agentur: Aus “Fink & Fuchs High Tech Marketing” wird “Fink & Fuchs Public Relations” und unser Claim lautet “Die Zukunft verstehen”. Letzterer führt zu vielen netten Rückfragen und Gesprächen über Glaskugeln und Orakel. Doch auch ohne große Zukunftsforschung bringen wir eine echte Innovation an den Markt: Nach zähen, aber sehr freundlichen Verhandlungen mit den Administratoren des “Deutschen Computer Forums” im Online-Dienst Compuserve starten wir im Frühjahr als – unserem Wissen nach – erste PR-Agentur in Deutschland mit “Presse Online” ein Portal, das die Meldungen unserer Kunden zum Download bereitstellt. Ziele sind ein besserer Service für Medien, aber auch die virale Verbreitung in Firmennetze. Damit liegen wir weit vorne. Zudem starten wir für alle Tech-Medien unseren Info-Dienst “PresseKompakt”, eine Zusammenfassung aller Kurzmeldungen unserer Kunden, gedruckt auf satt gelben Papier und im Look ähnlich wie der auch in Deutschland populäre angelsächsische Tech-Newsletter Computergram, und: Er ist online verfügbar.
In den USA überschlägt sich die Entwicklung. Neben reinen Technologie-Unternehmen entstehen zunehmend Firmen, die auf der Grundlage des Internets neue Geschäftsmodelle entwickeln: Yahoo geht an die Börse, E-Bay wird gegründet und die Google-Story beginnt. Da immer mehr amerikanische Tech-Firmen, darunter viele Venture Capital finanzierte Startups, nach Europa drängen und für den schnellen Markteinstieg eine leistungsfähige PR-Agentur suchen, intensivieren wir auch unsere internationalen Beziehungen. Anfang des Jahres werden wir deutscher Partner von EuroPlus, einem Netzwerk unabhängiger Tech-Agenturen. Beim europäischen PR-Summit mit Wettsegeln im Solent erweisen wir uns zwar nicht als gute Segler, dafür aber als das beim Feiern ausdauerndste Agentur-Team. Erfreulicherweise tritt das Schengener Abkommen, das Reisen erleichtert, in Kraft, nur nicht in Großbritannien – Ganz zum Leidwesen unseren Kollegen, die regelmäßig London anfliegen und in Summe gefühlte Tage in den Warteschlangen von Heathrow verbringen.
Wir gewinnen in diesem Jahr acht neue Kunden, darunter die Telekom-Wettbewerber Viag-Intercom (später: O2) und Motorola Telco (Mobilfunk) sowie vier Anbieter von Netzwerk-Technologien. Wir verlieren aber auch erstmals eine größere Zahl an Mandaten, der Hauptgrund dafür: Übernahmen durch andere Unternehmen oder – wie zum Jahresende bei der PC-Division von Digital Equipment – die “Einstellung des Unternehmensbereiches”. Unser Umsatz mit gut 20 Kunden steigt dennoch erstmals über eine Million Euro. Das Team umfasst inzwischen 14 Mitarbeiter. Dennoch müssen wir erstmals auch Anfragen absagen, da wir das Team nicht schnell genug ausbauen können – es gibt kaum Tech-PR-Spezialisten am Markt – und unsere Qualität nicht mit ungezügeltem Wachstum gefährden möchten. Wir erweitern deshalb zum Jahresende unser Volontariat und rekrutieren sogar eine in England ausgebildete Kollegin, da dort schon länger PR-Studiengänge angeboten werden.
Es sind auch die Jahre boomender Computermessen: Neben der CeBIT, die im Sommer 1996 auch die CeBIT Home starten wird, gibt es in München die noch große Systems, die German Unix-User Group Conference, die Interop, die Exponet oder die CAD. In den USA startet neben der Comdex die erste Electronic Entertainment Expo, kurz E3 genannt. Damit wird im Verlauf des gesamten Jahres kontinuierlich über Netze und Multimedia gesprochen. Sogar die Gesellschaft für Deutsche Sprache wählt “Multimedia” zum Wort des Jahres. Auf der CeBIT mieten wir erstmals ein eigenes Service-Büro an, für Gespräche mit Kunden und Medien – vor allem aber, um schnell Nachrichten texten und verbreiten zu können, unsere Logistik zu verbessern und einen Rückzugspunkt vor Ort zu haben. Die CeBIT dauert für uns nämlich sieben Tage.
Nach den harten Frühjahrseinsätzen lassen wir uns deshalb bei unserem Betriebsausflug auch mal richtig treiben, in Kanus geht es die Lahn hinunter – übrigens durch einen der wenigen Schiffstunnels in Deutschland.
Aber es gibt auch andere wichtige Nachrichten: Greenpeace besetzt die Öl-Plattform Brand Spar. Die Nato und damit auch die Bundeswehr greifen nach dem Massaker von Srebrenica in den Bosnienkrieg ein und in Dayton wird dann endlich ein labiler Frieden besiegelt. Zum Jahresende einigen sich die Europäischen Staatschefs darauf, ab 1999 eine gemeinsame Währung einzuführen. In Deutschland gibt es Demonstrationen gegen die ersten Castor-Transporte, Proteste gegen die neue Ozon-Verordnung und in München protestieren 20.000 Bürger gegen den Beschluss des Bundesverfassungsgerichtes: “Keine Kruzifixe in Klassenzimmern”. Im Sommer lassen sich Hunderttausende in Berlin vom durch Christo verhüllten Reichstag beeindrucken.
Borussia Dortmund beendet übrigens erstmals eine Bundesliga-Saison an der Tabellenspitze und Jürgen Klinsmann wird – als Deutschlands bester Botschafter im United Kingdom – “Fußballer des Jahres” in England, während Lady Di ihre Scheidung einreicht und Robby Williams die Band Take That verlässt. Die Fantastischen Vier vertonen dies sinnig in “Sie ist weg”, während in Deutschland Inline-Skaten langsam zum Trendsport wird.