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31. Dezember 1992 Zeitzeuge Lesedauer: 6 Minuten

1992: Studie Computerpresse und neuer Standort

Die Vereinten Nationen erklären 1992 zum “Internationalen Jahr des Weltraums” – billige Tickets zum Mond gibt es aber dennoch keine. Dafür wurde die Wende-Euphorie deutlich geerdet: Im Osten führen Betriebsstilllegungen zu steigender Arbeitslosigkeit, das Wirtschaftswachstum geht von vier auf zwei Prozent zurück und die globale Konjunkturschwäche trübt auch die Bilanzen der Computerindustrie. Sogar IBM schreibt erstmals rote Zahlen. Zudem sollen Computer nun nicht mehr nur einfach toll, sondern auch gesundheitsschädlich sein. Skeptiker meinen, Computerarbeit bringe gefährliche Strahlen, Rückenschäden und marode Gelenke mit sich. Bei Fink & Fuchs sorgen wir vor, gerade gab es neue Bürostühle und bei unseren Macs strahlen die User. Auch das Geschäft läuft stabil: 20 Prozent Plus beim Umsatz, fünf neue Kunden und acht Mitarbeiter.

Sehr erfreulich ist die Nachricht aus den USA: “keine taktischen US-Atomwaffen mehr in Europa.” Genscher hat da wohl einen guten Job gemacht und darf zurücktreten. Dafür wird Bill Clinton US-Präsident, und das in einem gefährlichen Klima. Madonna löst mit ihrem Bildband “Sex” den gewünschten Skandal aus, in Basic Instinct spielen Michael Douglas und Sharon Stone mit Seidenschals und durch die Charts dröhnt “Let’s Talk About Sex”.

Chronik_1992_Agentur (Quelle: FF)

Und was macht die PR-Agentur Fink & Fuchs? Für Interleaf, den Marktführer im Bereich Publishing, produzieren wir unsere erste Kundenzeitung und betreuen auch Auslandsaufgaben. Die schwierigste Aufgabe dabei ist die Erledigung der Zollformalitäten für Computer beim Grenzübertritt auf dem Weg zu Pressekonferenzen.

PR der Computerindustrie aus Sicht von Journalisten

Da wir ja aus den Vorjahren schon wussten, wie die Computerindustrie PR-technisch arbeitet, wollen wir nun auch in Erfahrung bringen, wie Journalisten das einschätzen. 350 Fachjournalisten konstatieren, dass für sie das persönliche Gespräch mit Industrieanwendern und Kollegen die wichtigste Informationsquelle sei – und das werde sich auch in Zukunft kaum ändern. Produktnews stünden im Ranking der Interessen ganz weit oben, während das Urteil über die damals noch wirklich nicht sehr ausgefallenen PR-Strategien der Industrie lautete: oberflächlich und unprofessionell aufbereitet. Wir fragen aber auch nach dem Selbstbild der Computerpresse: Mehr als ein Viertel der Journalisten sagt, die Computerpresse sei eigentlich eine Jubelpresse! Stimmt! Zwar gehört Technikbegeisterung bei kompetenten IT-Journalisten zur Grundausstattung. Dennoch müssen manche Hefte nicht aussehen wie Herstellerprospekte. Da macht PR auch keinen Spaß. Aber es gibt auch kritische Medien: Die c’t deckt so manchen Skandal auf und Dieter Eckbauer, Chefredakteur der Computerwoche, tritt mit seinem Team unter dem Credo “Anwalt der Anwender” an. Eckbauer-Interviews sind ein Erlebnis.

Meist dem Wandel der Technik geschuldet, verschwinden ebenso viele Magazine vom Markt wie neue aufgelegt werden. Wir kommen mit der Pflege unserer Mediendatenbank kaum noch nach. Nach langer Entwicklung geht auch unser zweites Datenbanksystem von Stapel – eine aufwendige Client-Server-Entwicklung (für Kenner: Plattform 4th Dimension).

Auch andere Medien verschwinden. So wird beispielsweise die Illustrierte Quick nach über 40 Jahren eingestellt. Der Leser kann es verschmerzen. Dafür gibt’s neue Programme im Fernsehen: Deutsche Welle TV, n-tv und Arte nehmen den Sendebetrieb auf. Und – das hat zwar nichts mit Medien zu tun, aber viel mit Kommunikation – die Mobilfunknetze D1 und D2 starten. Das ist der Anfang eines harten Wettbewerbs im Telekommunikationsmarkt, sehr zum Vorteil der Konsumenten, denn mobil telefonieren wird langsam erschwinglich.

Massenmarkttauglich werden 1992 auch CD-ROMs – mehr Daten auf stabileren und günstigeren Medien. Was man damit so alles anstellen kann, zeigt Sega in einem Werbe-Spot.

Stark umstritten öffnet auch der Rhein-Main-Donau-Kanal seine Schleusen. Bei den kommenden rund 500 Autofahrten eines Kollegen von und nach München sah er bei der Kanalüberquerung angeblich insgesamt nur zwei Schiffe und ein Faltboot. Der neue Münchner Flughafen geht auch an den Start, da ist bekanntermaßen mehr los. Auch Fink & Fuchs baut 1992 aus, weil der aktuelle Standort einfach von der Größe her nicht mehr ausreicht. Das neue “Zuhause” in der Berliner Straße 164 in Wiesbaden sieht durch das runde Dach wie eine Diogenes-Tonne aus und wird auch 2013 noch Hauptsitz der Agentur sein.

Das Jahresende feiern wir ganz im Sinne des “Internationalen Jahres des Weltraums” in der Wiesbadener Sternwarte. Danach geht es noch in die Spielbank, um den persönlichen Jahresumsatz zu verbessern, und in eine nahe gelegene Diskothek, wo uns Songs wie Rhythm Is a Dancer und Techno erwarten.

Für die Sportfans sei noch erwähnt, dass bei den Olympischen Spielen in Barcelona Boris Becker, Michael Stich, Dieter Baumann (der mit der Zahnpaste), Heike Drexler und viele andere des gesamtdeutschen Teams immerhin 82 Medaillen einsammeln, darunter 33 goldene. Bei der Fußball-Europameisterschaft gewinnt im Finale das kurzfristig, wegen der Sperre Jugoslawiens nachnominierte Überraschungsteam aus Dänemark gegen unsere Jungs.

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