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31. Dezember 1990 Zeitzeuge Lesedauer: 6 Minuten

1990: Go West

Das Jahr 1990 steht in Deutschland ganz im Zeichen der bevorstehenden Wiedervereinigung im Oktober, während die Sowjetunion bröckelt und der Ostblock in viele neue Einzelstaaten zerfällt. Michael Gorbatschow erhält den verdienten Friedensnobelpreis, Maggy Thatcher tritt zurück und der ewige Helmut Kohl wird mal wieder Kanzler, diesmal gewählt von allen Deutschen.

Es ist auch ein Jahr der Großevents: Auf dem noch unbebauten Potsdamer Platz in Berlin inszeniert Roger Waters “The Wall”.

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In Italien findet die Fussballweltmeisterschaft statt und im norddeutschen Wacken startet das Heavy Metal Festival – die Idee dazu soll bei einem Kneipenbesuch entstanden sein. Allgemein haben Biertisch-Ideen 1990 in Deutschland Konjunktur, denn die Öffnung der Berliner Mauer versetzt einige Zeitgenossen in einen förmlichen Goldrausch: “Let’s go East – make business!” Wir bei der PR-Agentur Fink & Fuchs orientieren uns anders: “Go West, where the sexy technologies come from.” Mit Erfolg: Immer mehr deutsche und vor allem amerikanische Technologie-Firmen werden Kunden.

Dennoch haben auch wir im Frühjahr eine erste “geschäftliche” Begegnung mit dem Osten: Zwei junge Softwareentwickler aus Freiberg (Sachsen) wollen unsere gebrauchten, in der Chip annoncierten PC-Systeme kaufen. Als sie die Geräte mit ihrem Trabbi abholen, endet der Arbeitstag schon mittags in einem langen Gespräch über Ost, West und Elektronische Datenverarbeitung. Am Ende des Tages finden die PCs zum Preis von 0,- DM neue Besitzer – als kleine Aufbauhilfe Ost.

Eine Vereinigung gibt es auch in der IT-Industrie: Siemens übernimmt Nixdorf. Während Microsoft mit Windows 3.0 ein großer Wurf gelingt, macht IBM erstmals große Verluste. Computer geben jetzt auch Töne von sich: Creative Labs bringt die erste Soundblaster Soundkarte heraus. Techno-Freaks und Computerspieler haben ihre wahre Freude daran. Und im Fernsehen gibt es erste Werbe-Spots für Computer.

Mit der Abschaltung des Arpanets wird auch das Internet öffentlich: In den USA starten die ersten kommerziellen Internetprovider, beispielsweise Compuserve. Und Modems werden auch für den Otto-Normal-Verbraucher erschwinglich. Im Osten wird dagegen langsam abgebaut: Robotron, die ehemalige Computerschmiede der DDR, bringt ihren letzten Rechner heraus, den EC 1835.

Bei Fink & Fuchs geht es weiter nach vorne: Während am CERN in Genf Forscher den ersten http/HTML-Prototyp mit Web-Servern und Web-Browsern testen, installieren wir das erste Ethernet. Das sechsköpfige Team unserer PR-Agentur gewinnt drei neue Kunden, darunter die Deutsche Systemtechnik GmbH (DST) mit einem Mandat, das uns voll und ganz fordert: Entstanden aus einem Management-Buy-Out verfolgt DST das Ziel, bisher im militärischen Bereich genutzte Simulationstechnik und Optoelektronik in zivile Anwendungen zu überführen. Das aktuelle Buzzword lautet “Konversion” und bedeutet “Schwerter zu Pflugscharen machen”. Das Mandat beginnt mit der Gründungskommunikation, reicht von interner Veränderungskommunikation bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit für ICE- oder Straßenbahn-Simulatoren, Verkehrsleittechnik oder für den Probe-Einsatz von Nachtsichtgeräten in der Landwirtschaft zur Vermeidung von Unkraut. Unser Foto vom Traktor fahrenden Landwirt mit Nachtsichtbrille schafft es über die dpa immerhin in mehr als 70 Tageszeitungen.

Mit deutlich zweistelligem Wachstum und einer Feier im noch ganz jungen Varieté Tigerpalast in Frankfurt geht das Jahr zu Ende. Mit einem stark nach Fisch riechenden Seelöwen auf der Bühne, der Rückschau auf die Wiedervereinigung im Oktober und das Sommermärchen in Italien, das die deutsche Fussball-Nationalmannschaft mit dem Weltmeistertitel krönt.

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