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Nachrichtenvermeidung und die verpasste Chance positiver Themen

Der aktuelle Digital News Report 2025 des Reuters Institute zeigt ein beunruhigendes Bild der globalen Medienlandschaft – und Deutschland sticht dabei besonders hervor.

Negative Nachrichten schrecken ab

Weltweit meiden 40 Prozent der Menschen Nachrichten zumindest zeitweise – so viele wie noch nie seit Beginn der Erhebung. Die Gründe: Eine als negativ empfundene Berichterstattung, Gefühle von Ohnmacht angesichts der Berichterstattung und der Eindruck, dass viele Inhalte für das eigene Leben keine Relevanz besitzen. Deutschland liegt beim Thema Nachrichtenvermeidung nah am Durchschnitt: 38 Prozent der deutschen Online-Bevölkerung geben an, oft oder regelmäßig Nachrichten aktiv zu vermeiden. Weitere 34 Prozent tun dies gelegentlich. Damit steigt die Nachrichtenvermeidung seit der ersten Erhebung 2017 jedes Jahr an. Besonders deutlich ist der Anstieg in der Zielgruppe der 18- bis 24-Jährigen (9 Prozentpunkte mehr im Vergleich zum Vorjahr).

Die wesentlichen Gründe sind zu viele negative Nachrichten – und ein Gefühl der Überforderung. Auch wenn das Nachrichteninteresse und das Vertrauen in Medien relativ stabil bleiben, zeigt dies, dass Medien hier gegensteuern sollten. Ein Aspekt dabei: Nicht nur Probleme schildern, sondern auch Lösungen und Erfolgsgeschichten.

Plattformen dominieren – klassische Medien als Faktenanker

Besonders jüngere Zielgruppen (18–24 Jahre) konzentrieren sich zunehmend auf visuelle Plattformen wie TikTok, Instagram und YouTube. Klassische News-Webseiten verlieren dagegen massiv an Bedeutung. Global nutzen:
• 36 Prozent Facebook
• 30 Prozent YouTube
• je 19 Prozent Instagram & WhatsApp
• 16 Prozent TikTok
• 12 Prozent X (ehem. Twitter)

TikTok verzeichnet dabei das stärkste Wachstum, X erlebt ein überraschendes Comeback – besonders bei jungen, konservativen Männern. Gleichzeitig bleibt ein stabiler Anker bestehen: Klassische Medien – insbesondere öffentlich-rechtliche Sender – gelten nach wie vor als wichtigste Quellen zur Faktenprüfung, selbst bei jungen Zielgruppen. Das weltweite Vertrauen in Nachrichten liegt stabil bei 40 Prozent, ist aber leicht rückläufig (–2 Prozent im Vergleich zu 2024).

Sorge vor Desinformation

58 Prozent der weltweit Befragten sorgen sich um Desinformation, besonders ausgeprägt in Afrika und den USA (je 73 Prozent). Als Hauptverantwortliche gelten: Influencer (47 Prozent) und Politiker:innen (47 Prozent). Zudem umgehen populistische Akteure etablierte Medien zunehmend über alternative Kanäle. Auch das stellt eine Herausforderung für die Öffentlichkeit und die Medien dar.

KI-Anteil unter Nachrichtenquellen noch gering

Zum ersten Mal analysiert der Report umfassend den Einfluss Künstlicher Intelligenz: 15 Prozent der unter 25-Jährigen nutzen KI-Chatbots wie ChatGPT für Nachrichtenkonsum (gesamt: 7 Prozent). In Deutschland sind die Zahlen geringer: Hier nutzen 10 Prozent der unter 25- bis 34-Jährigen und 9 Prozent der 18- bis 24-Jährigen KI wöchentlich als Nachrichtenquelle. Über alle Altersgruppen sind es 4 Prozent.

KI-Features wie Zusammenfassungen und Übersetzungen kommen gut an – doch das Vertrauen in Genauigkeit, Transparenz und Unvoreingenommenheit ist gering.

Die vernachlässigte Bühne: Deutschlands Innovationskraft

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Nachrichtenvermeidung zeigt sich: Deutschland verschenkt kommunikative Chancen, gerade dort, wo positive Impulse nötig wären – bei der Sichtbarkeit von Innovation.
Laut der Studie „Kommunikation und Innovation – zwischen Wunsch und Wirklichkeit“ von YouGov im Auftrag der Fink & Fuchs AG schätzen 51 Prozent der deutschen Unternehmen ihre Innovationskraft als hoch ein,
doch weniger als ein Viertel verfolgt eine strategische Innovationskommunikation. Diese Lücke hat Folgen: Trotz Platz 2 bei den weltweiten Patentanmeldungen (EPA 2024) bleibt Deutschlands Innovationskraft im internationalen Diskurs unsichtbar – ein Nachteil im Wettbewerb um Talente, Investitionen und Märkte.

Jetzt eine Kultur der lösungsorientierten Kommunikation etablieren

Deutschland braucht einen narrativen Umschwung: Weg von reiner Krisenkommunikation, hin zu einem ausgewogenen, zukunftsgerichteten Storytelling. Es geht nicht um PR-Glanz, sondern um kontinuierliche, substanzielle Kommunikation dessen, was gelingt.
• Unternehmen müssen Innovationen in der Sprache ihrer Zielgruppen erzählen,
• Medien sollten vermehrt funktionierende Lösungen sichtbar machen,
• Politik und Gesellschaft sind gefordert, Fortschritt und Vielfalt stärker in den Fokus zu rücken.

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