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Wahrheit weiterdenken
Zu unserer Veranstaltung anlässlich des 35-jährigen Bestehens hatten wir unter dem Titel “Wahrheit weiterdenken” Kunden und Partner in die Frankfurter Botschaft am Mainufer geladen.
Neben einem schönen Abend in entspannter Atmosphäre gab es spannende Impulse und Denkansätze zum Thema Wahrheit. Den Auftakt bildete der Vortrag von Richard Gutjahr, einem der bekanntesten und einflussreichsten Digitaljournalisten Deutschlands. Sein Beitrag kurz zusammengefasst:
Die Suche nach der Wahrheit beginnt bei Platons Höhlengleichnis. Die Nachrichten in der Tagesschau waren lange Zeit ein Beleg für die Wahrheit. Mit der Erfindung des Internets kam die Möglichkeit, die Berichterstattung der Nachrichten zu hinterfragen.
Bei der Frage nach Wahrheit muss auch über KI diskutiert werden. Wird die Erkennbarkeit der Wahrheit durch künstliche Intelligenz (KI) beeinflusst?
KI habe außergewöhnliche Fähigkeiten, Sprache zu manipulieren und zu erzeugen, sei es mit Worten, Tönen oder Bildern. Oder um es mit den Worten des israelischen Autors und Historikers Yuval Noah Harari zu sagen: „KI hat das Betriebssystem unserer Zivilisation gehackt und verändert.“
Lasst uns gemeinsam über Wahrheit sprechen
Im Anschluss an den Impulsvortrag führte Richard Gutjahr eine Diskussionsrunde mit Susanne Risch, Mitgründerin und Vorstand der Publikation brand eins, Steffen Braun, Partner bei den Meinungsforschern von Civey, und Dr. Pablo Jost, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Publizistik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.
Risch beschrieb die Wahrheit als eine Auseinandersetzung aus Verstehen, Erklären, Entscheidung und Vertrauen. Für Steffen Braun bedeutet es eine Mischung aus einer Datengrundlage, Erfahrungen, Bauchgefühl und Meinungen.
Wem vertrauten die Menschen am meisten?
Durch Fake News, alternative Informations-Quellen verändere sich das Verständnis im Umgang mit Nachrichten. Steffen Braun weist darauf hin, dass die Menschen in Deutschland der Wissenschaft mit 70 Prozent am stärksten Vertrauen. Die Wissenschaft sei diejenige, die die Wahrheit am nächsten bringt und eine neutrale Meinung vertrete.
Ist Künstliche Intelligenz Fluch oder Segen für die Menschheit?
Aus Sicht von Susanne Risch kann es beides sein. Es komme eben darauf an, was wir damit machen. Steffen Braun ist da eher pessimistischer. Für Dr. Pablo Jost ist es aus der Perspektive des Wissenschaftlers ein Segen, Paper schneller zu verfassen, was zu mehr Forschung führt. In seiner Rolle als Bürger betrachtet er KI allerdings mit einer gewissen Skepsis.
Da KI immer mehr an Bedeutung gewinnt, wachsen auch Sorgen und Vorbehalte gegenüber der Technologie. Viele wissen nicht, wie sie mit den resultierenden Herausforderungen umgehen sollen. Weshalb auch 50 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland annehmen, dass KI schlecht für die Gesellschaft sei und ihr eher schade. Ein positiver Effekt von KI sei jedoch die Effizienz und die Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Produktivitätssteigerung für Unternehmen.
Zum Schluss der Runde wurde eine interessante Anregung zum Nachdenken geteilt. Was wäre, wenn jeder einen digitalen Zwilling/ Avatar hätte. Dieser kann dann bestimmte, vor allem lästige Aufgaben erledigen, während man selbst mehr Zeit für angenehme Dinge hätte. Ist dies eine beängstigende oder faszinierende Idee? Die Antwort lautete wie so oft: Es kommt drauf an. Vor allem darauf, wie eigenständig der digitale Zwilling dann so agieren wird bzw. darf.